Wikifolio Strategieupdate

Es wird mal wieder Zeit einige Worte zum Wikifolio zu verlieren. Das erste Quartal ist so gut wie vorbei und es lohnt sich einen Blick zurück zu werfen.

Grundsätzlich muss ich etwas weiter ausholen was das Wiki-Projekt allgemein betrifft. Ich habe es zwar befürchtet, aber hätte anfangs nicht geglaubt wie groß der psychologische Druck ist die Verantwortung für die Verwaltung des Geldes anderer zu tragen. Ich bin in den ersten 6 Monaten wohl in jede Falle getappt, die ein solches Unterfangen mit sich bringt.

Falle Nr. 1 war das Wissen um die Einstiege anderer, die mich beeinflusst haben. Grundsätzlich laufen beim Trading, dem Spiel mit Wahrscheinlichkeiten, ca. 4 von 10 Trades ins Minus und müssen mit Verlust geschlossen werden. Gerade bei einer Verlustserie will man als Neuling in diesem “Fonds-Business” wieder zurück kommen und will den Investoren nicht lang zumuten im Verlust zu liegen. Also tradet man Dinge, die man eigentlich nicht traden sollte, einfach weil auf dem eigentlichen Zielmarkt (DAX, MDAX bei mir im Wiki) sich keine Setups finden und man sich einen gewissen Druck ausgesetzt fühlt ständig performen zu müssen. Grundlegend falsch! Falsch zum Einen die Einstiege von Investoren als Referenz zu nutzen, falsch auch die Geduld, die einen sonst auszeichnet, bei Seite zu legen.

Bei mir war das Problem, dass ich aufgrund fehlender Setups anfing verstärkt Aktien zu handeln und unglückliche Zeitpunte erwischte und sie schließen durfte, jeweils am max. zulässigen Stopp von -10%. Auch in Gold und Öl verlor ich mich in dieser Zeit, weil ich wenig lukrative Setups in dieser Zeit im DAX sah. Gerade die Position in Öl sorgte dafür, dass das Wikifolio ein 17% Drawdown durchmachen musste. Letzlich schloss ich die Öl-Position wieder im Plus aber die nackten Zahlen in der Zwischenzeit bleiben. Der Drawdown liegt bei mir normalerweise bei 8-10%. Nun ist er bei 17% und dieser Wert ist deutlich zu hoch. Ich ziehe den Hut vor allen Investoren, die trotzdem dran gebieben sind und nach wie vor vertrauen. Herzlichen Dank dafür!

Im Dezember habe ich rückblickend der Ereignisse einige Maßnahmen eingeleitet und sie zeigen klar Wirkung. Meine Stärke ist der Aktienindex-Handel. Ich bin vielleicht ein durchschnittlicher Aktienhändler, dafür liegen meine Stärken klar im Indexhandel. Daher beschloss ich im Dezember folgendes:

Es wird wieder nur noch der DAX gehandelt, der MDAX mit max. 20%, der S&P mit max. 10%. Bei klaren Signalen gehe ich 100% long oder short. Bei nicht eindeutigen Marktbedingungen wird die Positionsgröße stark minimiert oder ich bleibe flat. Das war immer meine Stärke. Gas geben wenn die Bahn frei ist, vorsichtig fahren bei Regen und Nebel. Das Performance-Ergebnis ist nicht überragend, aber zunächst einmal sehr zufriedenstellend unter folgenden weiter unten aufgeführten Aspekten. Hier zunächst der Chart mit Benchmark DAX. Zeitspanne 3 Monate, Q1/2014

wiki_daxQuelle: boerse-stuttgart.de (Lila=DAX, gelb Wiki)

Die Aspekte, die mich zufrieden stellen sind: Drawdown auf 5% reduziert, den Index sowohl long als auch short erfolgreich gemeistert, eine halbwegs konstante Aufwärtstrendlinie realisiert, vor allem aber: Meine Instinkte funktionieren – auch das Risikomanagement. In der letzten Woche beispielsweise bot sich eine großartige Chance eines Durchbruchs nach unten bei 9.200 und ich war das erste mal 100% short. Die GFK Daten am Mittwoch aber drehten den Spieß um und es ging darum kühl – und sofort! – die Notbremse zu ziehen.

Egal in welche Richtung es marschiert, es geht darum zu sehen wann man falsch liegt, um das Depot zu schützen. Einen Verlust mitzunehmen so lange er noch klein ist. Hätte ich heute geschlossen, wäre ich wieder pari, was die Quartalsperformance betrifft. So bleibt rückblickend eine Performance von ca. 4% während der DAX Plusminus null vorweist. Es geht darum in der Defensive zu überzeugen, nicht in der Offensive. Die Meisterschaften werden klar in der Defensive gewonnen und ich habe vor noch viele viele Jahre das Wikifolio zu betreiben.

Letztlich waren die vergangenen Monate was die Performance betrifft enttäuschend. Die Hausaufgaben sind gemacht, Ursachen erkannt und Maßnahmen eingeleitet. Sobald der Markt wieder freundlicher wird, wird sich das auch in Performance niederschlagen. Es heißt sich auf die Stärken zu besinnen und sie auszubauen. V.a. auf Chancen warten und das Risiko klein halten. Auch mal gar nix handeln wenn es sein muss. Und wenn es notwendig ist auch über Wochen nicht zu handeln bis die Chance da ist. Es geht darum sich nicht zu verlieren. Ganz einfach also heißt das für mich rein den Aktienindex zu handeln! Nicht Gold, nicht Öl oder sich auf Aktien zu stürzen. Sobald sich aber Chancen bieten wieder Gas zu geben. Im Nebel aber unbedingt weiter vorsichtig zu fahren.

Ich habe viel mitgenommen in den vergangenen Monaten mit diesem Projekt. Es geht darum sich zu fokussieren, sich seiner Stärken bewusst zu machen und sie auszubauen. Sich nicht ablenken zu lassen. Geduldig zu bleiben, die notwendige Disziplin an den Tag zu legen und sein eigenes Ding durchzuziehen. Performance kommt dann von selbst. Nicht sofort aber mit der Zeit.

Gute Woche!