Aktives Handeln

Der ein oder andere hat es vielleicht schon gesehen, dass ich seit Anfang des Jahres ein neues Wikifolio erstellt habe. Das Grundkonzept dieses Wikifolios basiert auf einem aktiven Handelsansatz, bei dem die Ergebnisse der fundamentalen Analyse keine große Rolle spielen sollen zu beginn. D.h. unabhängig meiner Einschätzung bekommt jede neue Aktie die gleiche Chance und wird mit einem 5% Depotanteil erworben. So befinden sich maximal 20 Aktien gleichzeitig im Depot. Allerdings wurden die Aktien sogfältig im Vorfeld auf fundamentale Kriterien geprüft und für wachstumsstark befunden, d.h. ich handle sozusagen meine Watchlist der top-Kandidaten. Auf Details der fundamentalen Analyse verzichte ich an dieser Stelle, denn mir geht es heute um etwas anderes. Das Positionsmanagement, an dem ich offensichtlich noch weiter feilen muss.

Denn heute, nach 2 Monaten “on air”, habe ich eine Analyse des Depots durchgeführt und beispielsweise auch die Performance mit dem Vergleichsindex SDAX veglichen:

Und siehe da, eine Underperformance!? Offen zugegeben hätte ich das aufgrund der Vorarbeit in der Deutlichkeit nicht erwartet. Wie kann das sein? Immerhin sind derzeit nur 5 Aktien leicht im Minus und sieben sind deutlich stärker als der SDAX in ihrer Performace. Als Primus hat sich Eckert+Ziegler gezeigt, die ich genau an der Spitze mit +60% in knapp 4 Wochen genau am Top bei 98€ verkaufen konnte. Scheinbar kommt die Underperformance wohl daher, dass es zu viele Durchschnittswerte und Bremser im Depot gibt.

Wären die Top-Aktien größer und die Bremser kleiner, würde das Depot besser da stehen. Wir blicken auf zwei Monate in denen der Markt steil bergauf ging. Die fundamentalanalyse im Vorfeld sollte eigentlich sicher stellen, dass es eine “Selektion” der Besten gibt. Das Handelssystem sollte sicher stellen, dass nur zu günstigen Ausbruchsmomenten gekauft wird und das Risikomanagement stellt sicher, dass die Positionen automatisch geschlossen werden wenn der Markt oder der Aktientitel selbst dreht. Nach diesen zwei Monaten in denen der Markt einen ordentlichen Schub vollführte und ich somit das Risikomanagement in der Bewertung fast komplett außen vor lassen kann, muss ich nun feststellen, dass ich mit dieser Vorfilterung in den Bullenphasen des Marktes auch nicht besser bin als ein Vergleichsindex obwohl gut ein Drittel der gekauften Aktien sprichwörtlich durch die Decke gegangen sind. Es gibt also Verbesserungspotential.

Die Idee oben habe ich bereits formuliert. Hätte ich meine starken Aktien weiter gestärkt und die Schwachen geschwächt, stünde ich besser da. Daher werde ich jetzt mit einfachen mitteln genau dieses tun. Wenn eine Aktie eine Performance-Schwelle überschreitet, wird sie um 50% vergrößert, bei der nächsten Schwelle wird sie dann nochmal (und final) um weitere 50% vergrößert.  D.h. habe ich 100 Aktien des Unternehmens A, kaufe ich sobald die Aktie 10% an Wert gewonnen hat weitere 50 Aktien dazu und bei +20% Kursgewinn (gemessen am neuen Durchschnittskurs) kaufe ich weitere 50 Aktien. Sollte kein Cash dafür frei verfügbar sein, reduziere ich die schwächste Aktie im Depot um den benötigten Cash-Anteil. So komme ich der Aufgabe nach die Starken zu stärken und die Schwachen zu schwächen um immer mehr ein Depot voller Bullen zu haben.

Der eigentliche Anspruch ist in erster Linie den Index zu schlagen und das immer, d.h. auch wenn der Index negativ abschneidet wie z.B. letztes Jahr. Das kann man auf zweierlei Arten schaffen. Man steigert den Depotwert in Bullenphasen so wie jetzt und stellt sicher, dass in den Korrekturphasen der Rückgang weniger stark ausfällt um in der nächsten Bullenphase wieder den nächsten Ritt zu reiten. In diesem Fall ist es nicht ganz so wichtig bei den Bullenphasen genau so stark zu steigen wie der Markt. Heißt, wenn nach einer +20% Rallye des Index dieser wieder auf +5% korrigiert, bleibt man im Vorteil auch wenn man die Rallye im Depot mit “nur” +15% erwischt, dafür aber in der Korrektur mit den richtigen Stopps nur auf +10% Performance seit Beginn fällt. Schon wäre die Outperformane ggü. dem Index da.

Die Chance dafür ist mit einer guten Aktienauswahl auch größer, denn über die vielen Jahre an der Börse habe ich immer wieder erlebt, dass die starken Wachstumstitel in Korrekturen oftmals nur einen Bruchteil dessen fallen wie ein Index, der einen Korb, also einen gewissen Gesamtdurchschnitt abbildet. Die nächste Korrektur wird schon bald zeigen ob dies auch dieses Jahr so sein wird und auch wie effizien die Stopps ihrer Aufgabe das Depot zu schützen nachkommen. Je besser das funktioniert, desto geringer wird sich die Volatilität des Depots ausprägen und desto geringer wird das absolute Drawdown sein. Ideal wäre ein Drawdown von < 12%, realistischer Weise werde ich mich wohl mit < 20% zufrieden stellen müssen.

Was habe ich also in diesen ersten zwei Monaten mit der neuen Strategie gelernt?

  1. Selbst die intensivste Vorarbeit in Form von fundamentaler Voranalyse von handelbaren Aktien garantiert keine Outperformance allein.
  2. Auch das Beschränken des Handelns dieser Aktien an aussichtsreichen Ausbruchszeitpunkten in Kombination mit Punkt 1 liefert keine Outperformance in Bullenphasen.
  3. Auch das konsequente Schließen von nicht performanten Aktien in Kombination mit Punkt 1 und 2 ist nicht ausreichend für eine Outperformance in Bullenphasen.

Daher fehlt noch mindestens eine wichtige Komponente falls man auch einen Marktanstieg erfolgreicher gestalten möchte als ein bedeutender Index: Das Ausbauen von Bullenaktien im Depot. Das Vergrößern der Starken und Verkleinern der Schwachen. Begleitet mich dabei. und ich freue mich um jede Vormerkung falls euch das Depot genau so interessiert wie mich!

Hier der link: https://www.wikifolio.com/de/de/w/wfgebauer1

Falls der link bei Euch nicht gehen sollte: Sucht nach “Nebenwerte Aktiv” auf wikifolio.com