Die Gegenbewegung, die nicht kommen will

Um es gleich vorweg zu nehmen – auch in dieser Woche werde ich nach long-Setups suchen. Seit gut 2 Wochen bin ich auf diesem Trip und rückblickend muss ich klar sagen, das short-Setups wesentlich einfacher zu handeln gewesen wären. Von 13 getätigten Trades vergangene Woche war nur ein Short-Trade dabei, insgesamt musste die zweite Woche in Folge daher mit -2,5 Punkten knapp rot geschlossen werden. Für die kommende Woche 25 suche ich aber weiter nach Gegenreaktionen der Bullen und ich will gleich auch erzählen warum.

Zunächst einmal sollte die vergangene Woche resümiert werden. Wir sahen die erste zaghafte grüne Wochenkerze nach vorherigen insgesamt 6 (!) Roten. Dies gilt für SPX und INDU, im NDX gab es erneut eine rote Kerze. Die Schwäche ist allgegenwärtig und es muss klar festgehalten werden, dass der Down-Trend intakt ist. Allerdings steigt mit zunehmender Dauer das Risiko (aus Bärensicht) für eine deutliche Gegenreaktion und es gibt zahlreiche Indikatoren, die eine überverkaufte Lage signalisieren:

1. NYMO mit relativem Hoch (-55 zu -70 im kurzfristigen Zeitfenster vs neues Tief im Index)

2 VIX:VXV Ratio nahe Wendebereich

3 VIX triggert Bolliger-Setup

4 CPC zu hoch – zu viele bärische Positionen im Markt

 

Das große Thema dieser Abwärtsbewegung war bzw. ist die Problematik rund um Griechenlands Schulden und Zahlungsfähigkeit, die manch einen Anleger, ob groß oder klein, nervös werden lässt. Griechenland steht vor großen Herausforderungen und in dieser Woche wird es eine parlamentarische Entscheidung geben, wie die Wege aus dieser Krise aussehen sollen, mit welcher Regierung und mit welchen Mitteln (Dienstag oder Mittwoch wird sie erwartet). Im Raum steht – und das sollte unbedingt erwähnt werden – auch die Möglichkeit des Haircuts, d.h. des Schuldenschnitts, der so aussehen könnte, dass Griechenland offiziell erklärt die offenen Anleihen nicht bedienen zu wollen und anstelle dessen neue Anleihen zum Tausch mit der Hälfte des Nennwertes (oder einem anderen Wert) im Gegenzug anbietet. Der Markt preist diese Möglichkeit bereits seit längerem in den Anleihekursen der GR-Bonds ein.

Klingt für die Griechen ersteinmal gut, denn damit wären Sie auf einen Schlag die Hälfte ihrer Schulden los, die Lasten verschwinden aber auf der anderen Seite nicht – there’s no free lunch! – sondern bleiben bei den Gläubigern – heißt v.a. Deutschen Banken, EZB – d.h. besser gesagt europ. Steuerzahlern und privaten Anleihe-Käufern. Mit allen Auswirkungen auf andere “klamme” europäische Staaten, deren Zinsen für ihre eigenen Anleihen in Folge förmlich explodieren würden weil der Glaube der Anleger an die “Sicherheit” von Staatspapieren sich in Luft auflösen würde. Das hätte eine nette Kettenreaktion zur Folge und ich denke auch einen Crash am Aktienmarkt. Dieses Szenario ist zwar relativ unwahrscheinlich – Merkel, Sarkozy und die EZB versuchen es auch mit allen Mitteln zu verhindern – aber es sollte stets im Hinterkopf behalten werden. Aktuell schießen die Spreads für südeuropäische Staaten in die Höhe, was alles andere als ein gutes Zeichen ist, siehe auch http://www.pigbonds.info/

Das, wie gesagt, ist wichtig um zu verstehen, dass ein großes Damoklesschwert über den Märkten schwebt und man mehr denn je besonders vorsichtig bleiben muss. Vielleicht aber findet sich eine gute Lösung, zumindest kurz- oder mittelfristig, denn jeder weiß wie langfristig gesehen nachhaltig und erfolgreich eine Strategie sein kann alte Schulden mit neuen Schulden beikommen zu wollen Die Märkte wollen wie ich denke eine Lösung mit der Zusage und Verabschiedung von neuen Krediten und Beschluss der Regierung zu neuen Sparmaßnahmen sehen. Für dieses Szenario würden die oben dargestellten Charts passen, denn ich sehe bei allen wichtigen Marktindikatoren eine überverkaufte Lage und Wendebereitschaft. Schauen wir was passiert. Es wird – und das kann man gar nicht oft genug wiederholen – wichtig bleiben eng zu handeln und vorsichtig zu sein.

Ich habe um die Analysen hier rückblickend bewerten zu können einen alt bekannten Reiter “Depot” wieder aktiviert und werde dort die Traderichtung veröffentlichen und die Ergebnisse. Für weitere Anregungen bin ich natrülich wie immer offen. Gute Woche!

3 Gedanken zu „Die Gegenbewegung, die nicht kommen will“

  1. heads up!
    Die Abstimmung über den Sparplan, den die EU als Bedingung gesetzt hatte, wird heute in Griechenlands Parlament stattfinden. Ich möchte nicht investiert sein wenn das Ergebnis verkündet wird, daher habe ich alle Positionen geschlossen, zumal sie auch ins Ziel bei 1284 (bzw. 12231 im Indu) gelaufen sind. Waren insgesamt 357 Pips bei 5 Trades, da darf man zufrieden sein!
    negativ war ein longversuch des EUR/JPY mit -25 Pips.
    Für den Rest der Woche haben die Bullen das Momentum auf ihrer Seite, aber mit offenen Positionen den Ausgang der Abstimmung anzugehen, wäre Glücksspiel und das ist gutes Trading nicht.

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