Meilensteine als Trader Teil 2: Umgang mit Verlusten

Im letzten Posting habe ich versprochen auf die wesentlichen Meilensteine genauer einzugehen. Ich hatte gehofft, die Wichtigsten in einen Beitrag packen zu können, leider merkte ich beim Schreiben immer mehr, dass ich das trennen muss weil man zu jedem Punkt ein halbes Buch füllen kann. Anfangen will ich heute mit dem richtigen Umgang mit Gewinnen und Verlusten und weil Weihnachtszeit ist, alles schon vorbereitet und erledigt und endlich halbwegs Zeit da ist, will ich versuchen hier noch regelmäßig die verbliebenen Meilensteine bis zum Jahreswechsel nieder zu schreiben. Ich freue mich wie immer um jeden Kommentar, jede andere Meinung, jede Kritik.

Verluste

Der wichtigste Schritt zum Trading-Erfolg ist das Akzeptieren von Verlusten. Das hört sich einfach an ist aber ein langer und zäher Prozess. Es ist aber die mit Abstand wichtigste und schwierigste Hürde, die jeder nehmen muss. In Wahrheit glaube ich, dass genau hier die Endstation vom Großteil der Hobby-Börsianer ist. Der Grund ist einfach der, dass man – bis man überhaupt in die Lage kommt Verluste ernsthaft und ohne Einfluss auf sein eigenes emotionales Gerüst zu akzeptieren, rein technisch und emotional einiges im Vorfeld richtig gemacht haben muss.

Emotional meine ich vor allem: Verluste nicht persönlich zu nehmen, sie als Teil des Spiels mit dem Unbekannten zu akzeptieren. Vor allem der erste Punkt braucht eine etwas andere mentale Einstellung zum Trading als solches, da es um sein eigenes, hart verdientes Geld geht und wir in einer Gesellschaft aufwachsen, bei der Niederlagen nichts zu suchen haben. Die Menschen starten das Trading, damit sie Geld verdienen und nicht verlieren. Viele starten das Trading um SCHNELL reich zu werden, um den Job zu kündigen und auf der faulen Haut liegen zu können. Jeder Verlust ist da Gift, vor allem weil die Verlustposition in 99% der Fälle dann auch viel zu groß ist und das Eingestehen des Fehlers damit große psychologische Auswirkungen hat. Das kann sogar bis in die Ausweglosigkeit führen. Leider gab und gibt es hierzu einige unschöne Erinnerungen. Man denke an den Selbstmord von Adolf Merckle, der sich mit VW schwer verspekulierte, obwohl er im Nachhinein richtig lag und sich darauf das Leben nahm.

Nach einem Verlusttrade ist man angegriffen, in Angst um das Erreichen seiner Ziele. Angegriffen reagiert der eine dann trotzig und agressiv, der andere defensiv oder gibt gleich ganz auf, der nächste hat vor dem Schmerz so viel Angst und will erst gar nicht die Situation der Niederlage entstehen lassen und lässt den Minustrade weiterlaufen. In Summe agieren die Leute in diesen Situationen rein emotional ohne einen Hauch der Rationalität.

Bis man in die Lage kommt vernünftig mit Verlusten umzugehen, muss man aber wie oben angesprochen auch technisch schon vieles richtig gemacht haben, einfach aus dem Grund, dass es wichtig und notwendig ist, die Verluste zum einen klein zu halten und zum anderen die Häufigkeit nicht all zu groß werden zu lassen (richtige Stoppsetzung als Stichwort). Das Gewinnergefühl muss unterm Strich erhalten bleiben. Ich würde jetzt gerne preis geben wie das alles geht, aber ich glaube, dass dies leider alles Dinge sind, die man mit der Zeit selbst lernen und durchmachen muss und ich glaube auch, dass es wichtig ist diese Dinge am eigenen Leib mal mitzumachen. Das sind alles Erfahrungen, die man theoretisch nicht wirklich “lernen” kann, auch wenn man das Wissen darüber hat. Jeder, der mal ein Monatsgehalt oder mehr mit einem Trade verloren hat, weiß wovon ich spreche.

Immerhin bietet das Trading eine wunderbare Möglichkeit sich selbst mal kennen zu lernen. Es gibt glaube ich keine ehrlichere und direktere Möglichkeit seine Stärken und Schwächen kennenzulernen. Der Markt gibt dir die Antworten auf dein Handeln direkt und bestraft die Fehler hart, ohne Filterung, ohne Mitgefühl, ohne Nachsehen.

Kümmert Euch um eure Verlierer und die Gewinner kümmern sich um Euch!

Rein technisch kann ich immerhin sagen, dass es wichtig ist sich zu fokussieren auf seine Verlusttrades. Viele buchen sie fälschlicherweise ab als Lehrgeld. Bis es Lehrgeld werden kann, muss aber gearbeitet werden im Nachgang. Spätestens da endet dann hoffentlich die falsche Hoffnung, man kann an der Börse “das Geld für sich arbeiten lassen” (wer auch immer diesen Spruch erfunden hat… Erfoglreich war er sicher nicht. Musste vielleicht Börsenbriefe verkaufen). Wie sowas ganz konkret aussehen kann, habe ich in Ansätzen bei der Analyse meines Projektes hier vorgestellt. Hier der Link: https://www.depotblog.de/2012/09/merkmale-des-trading-books-analyse-der-haltezeit/

Insgesamt darf der Gesamtbetrag eines Verlustes dein Gesamtdepot nicht zu stark in Mitleidenschaft ziehen, die Summe einer Verlustreihe (stell dir vor, du hast 10 Verluste hintereinander) wird dich nämlich vor ganz andere Hürden stellen. Als Merksatz für die Positionsgröße gilt aber wie gesagt vor allem: Der einzelne Verlust muss gerade so klein sein, dass er dich mental nicht in Schieflage bringt und du nicht anfängst das Gefühl zu bekommen ihn wieder “raus holen zu müssen”. Das heißt unweigerlich, dass man sich mit dem möglichen Verlust aus einem potentiellen Trade vorher auseinander setzen muss. Heißt auch, dass man hohe Verluste auch mal gespürt haben muss um die persönliche Schmerzgrenze kennenzulernen (keine Angst, das kommt irgendwann von ganz allein ;)). Aber welcher Hobby-Börsianer denkt denn an einen Verlust wenn er Aktien eines (für ihn) so aussichtsreichen Unternehmens kauft? Er hat doch in der Wirtschaftspresse und in Foren so viel Gutes darüber gelesen. Deshalb sind viele auch damit überfordert eine Verlustposition wieder schließen zu können. Der mögliche Verlust MUSS also UNBEDINGT VOR dem Trade im mental kassiert werden.

Zumindest Anfangs als Übung. Alle Folgen, auf das Gesamtdepot müssen durchgespielt sein. Erst wenn man dann immer noch zur Meinung kommt, dass es das Risiko wert ist, steigt man ein. Nach und nach nimmt man dann wahr, dass es ein Risikogeschäft ist und die eigentliche Aufgabe darin besteht das Risiko zu verwalten oder zu managen wie es so schon neudeutsch heißt. Es ist viel einfacher eine Position im Verlust zu schließen wenn man sich vorher die Gedanken darüber gemacht hat, wann der Punkt erreicht ist. Bei mir z.B. hat es geholfen, mir selbst einzugestehen, dass meine Idee falsch war für einen Aktienkauf während die Aktie schon 10 oder 15% tiefer notierte. Ich muss etwas übersehen haben. Meine long-Idee kann nicht ganz richtig gewesen sein und es gibt da draußen auch andere gute Unternehmen, die einen besseren Ertrag haben können. So schloss ich mit der Zeit meine Verlierer ohne ein Zucken und konnte die Reißleine so cool ziehen wie nur möglich. Das ist meiner Meinung nach die Basis für alles was mit Trading zu tun hat. Man muss seine Rolle als Risiko-Chef sehen, dessen Aufgabe es ist, Risiko aufzunehmen, wieder abzugeben und zu verwalten. Das ist aber noch nicht alles.

Umgang mit Gewinnen.

Um gleich über zu leiten: Leider ist es oft so, dass die Bestrafungen bei häufigen, nötigen und unnötigen Verlusten innerlich “tiefer sitzen” als die Belohnung für Gewinne, weil man einen guten Trade nie perfekt hin bekommt. Daher glaube ich, dass auch der Umgang mit Gewinn-Trades auch gelernt werden muss. In aller Regel trifft man nur einen Teil der Aufwärtsbewegung, kann nie am Tiefpunkt kaufen, geschweige am Hochpunkt verkaufen. So kommt es häufig vor, dass man auch hier aus emotionalen Gründen anfängt bei guten und erfolgreichen Trades die verpassten Gewinne durchzurechnen und schon hat man aus einem finanziellen Gewinner einen emotionalen Verlierer kreiert. Das führte bei mir sogar dazu, dass mir das Trading eine Zeit lang gar keinen Spaß mehr bereitet hat und eigentlich nur noch anstrengend war.

Auch hier hilft das Ingenieur-Denken etwas weiter: Wo ein Problem ist, findet sich auch eine Lösung:

Meine Lösung bestand anfangs darin, das ich mir hin und wieder das Geld eines Gewinntrades habe ausbezahlen lassen und es schlicht “verbraten” habe. Ich habe mir Belohnungen gesucht. Wenn das Ziel des Tradings ein neues Auto ist, dann ist es hilfreich sich mit guten Trades zu entlohnen, indem man sich das Auto für den Gewinn leiht z.B. Ich bin auch hin und wieder mit meiner Freundin chic essen gegangen davon oder habe mir Klamotten gekauft. Das alles sind Belohnungen, die zum einen die Bedürfnisse sättigen aber auch unglaublich motivieren. Ein extrem wichtiger Nebeneffekt davon ist auch, dass man seine Gier zähmt. Kleine Zwischenziele und Belohnungen helfen vor zu großen Engagements, vor zu viel Risiko. Man darf nicht vergessen, dass Trading ein Marathon ist und kein Sprint. Viele wissen das, aber ähnlich wie bei einer Diät ist es so schwer sich zu disziplinieren weil man unterbewusst gesteuert ist. (geht man hungrig in den Supermarkt einkaufen..!)

Man kann auch einen Schritt weiter gehen: Aus der Tatsache, dass ich bei meiner Trading-Analyse gesehen habe, so häufig zu früh ausgestiegen zu sein, konnte ich eine neue Strategie ableiten. Da ich wusste, dass in mehr als 90% der Fälle die Kurse kurze Zeit später noch höher notierten als zum Ausstiegszeitpunkt, nahm ich einfach nach Schließung eine Position neu auf, die ich 2-3 Punkte später wieder schloss. So wurde das schlechte Gefühl zu früh ausgestiegen zu sein besiegt und es kam auch was bei ‘rum. Voraussetzung auch hier: Die Arbeit mit seinen abgeschlossenen Trades.

Es landet immer bei der gleichen Ur-Voraussetzung wie ihr merkt: Der Arbeit an seinen abgeschlossenen Trades. Dazu schreib ich beim nächsten mal was und gehe vor allem auf die Wünsche zur Offenlegung des Moneymanagements und Risikomanagements ein, die von Klewe und Kosmotrade in den letzten Kommentaren geäußert wurden. Schönen 4. Advent Euch allen!!

Lukas

Ein Gedanke zu „Meilensteine als Trader Teil 2: Umgang mit Verlusten“

  1. Danke für diesen sehr interessanten Artikel zum Thema Traden. Ich finde das jeder der sich ein bisschen für Trading bzw. Daytrading interessiert, es schaffen kann damit richtig Geld zu verdienen. Sicherlich muss man als Anfänger erst mal das traden lernen. Wenn man ernsthaft daran interessiert ist mit Traden sein Geld zu verdienen, dann ist es einfach ratsam sich vorher von einem Profi unterrichten zu lassen. Das kann im Rahmen von Trader Seminaren oder auch mittels Online Trader Seminaren stattfinden. Wichtig ist, das man als Anfänger nicht gleich am Anfang ein reelles Trader Konto bei einem Broker eröffnet, sondern erst einmal mit einem kostenlosem Demo Konto anfängt.

    Beste Grüße

    Steffen

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