Zu Zypern

nur ein Paar Worte, weil ich beim Surfen heute wieder über eine Kleinigkeit gestolpert bin, die meine früheren Einschätzungen komplett bestätigte. Könnt ihr Euch an den Banken-Stresstest erinnern? Dieser hatte doch das Ziel (offiziell für’s dumme Volk) größtmögliche Transparenz über die Finanzsituation der Banken zu schaffen. Es war nicht schwer diese Witzbewertungen über die Finanzlage der Banken als “Beruhigungspille” fürs ahnungslose Volk zu entlarven. Die zweitklassigen Kommentatoren in den Wirtschaftszeitungen sind aber erwartungsgemäß darauf reingefallen. Insofern war es ein äußerst kluger und wirklich intelligenter Versuch der EU wieder Vertrauen ins Bankenwesen zu schaffen, der unter’m Strich erfolgreich war.

Dass die Bewertungen jedoch nicht mal als Aufdruck für Klopapierrollen taugen zeigt das aktuelle Beispiel Zypern. Die größte Bank dort, die “Bank of Cyprus Public Company LTD”, die ein Tier1 Capital Ratio von 8,1% bzw. 6,2% erhalten hat und damit mit über der frei festgelegten 5% Schwelle lag, die eine gute von einer schlechten Bank unterscheidet. Wie einfach die Welt doch sein kann..

http://www.eba.europa.eu/pdf/bank/CY007.pdf

8,1% ist kein wirklich sehr guter Wert aber einer, der dem gemeinen Durchschnittsredakteur weiß machen sollte: Bei der Bank of Cyprus ist alles im Lot. Heute sieht man was das Zeug wert ist. Der Fortbestand der Bank und damit der Einlagen der Kunden und Unternehmen hängt am seidenen Faden. Bis Montagabend muss ein Rettungsplan vorliegen für weitere Kredite, sonst ist die Pleite da.

Drei ganze Jahre lang hat die Politik alles dafür getan Vertrauen ins Bankensystem zu schaffen. Ich möchte nicht wissen, wieviel Steuergelder dafür in die Hand genommen wurde. Jetzt macht man mit 1-2 unüberlegten Kurzschluss-Entscheidungen alles wieder zunichte.

Trust is the hardest thing to find and the easiest thing to lose.

So ist das mit der Politik. Jetzt hat das gemeine Volk die Message vernommen, dass – wenn es ernst wird – der Staat kein Halt davor machen wird sich direkt am Ersparten zu bedienen. Jetzt wundern sie sich sicher in Berlin, Brüssel und Frankfurt, dass die Menschen von gestern auf heute kein Vertrauen mehr ins Finanzsystem haben. Die Reaktion der Menschen ist verständlich und logisch und sieht so aus:

cypern1

 cypern2_ashishskynews

Quelle beider Bilder: www.twitter.com

Im Prinzip entscheidet man in Zypern nur über die Art der Beteiligung an der “Lösung”, besser gesagt dem Überlebens-Kreditnachschub und zwar mit der Frage ob Bankeinlagen von >100.000 Euro voll verpfändet werden oder nur teilweise. Geht die Bank pleite, ist jeder Cent darüber verloren. Findet man eine andere Lösung, ist “nur” ein Prozentsatz der Einlagen darüber weg. Oberflächlich betrachtet entscheidet man kurzfristig nur über den Prozentsatz der Beteiligung von Reichen und von Firmen. Doch das ist zu kurzfristig gedacht. Langfristig ist das Land damit tot.

Wenn ihr mich fragt, spielt es keine Rolle wie die Lösung ausfällt, denn egal ob sie sich für Zypern über das Wochenende etwas überlegen oder nicht: Das Land ist mittel- und langfristig am Ende, denn man hat jegliches Vertrauen für die Abwicklung von Geschäften in Zypern zerstört. Welcher ausländische Investor wird denn noch unter diesen Umständen auf die Idee kommen das Risiko auf sich zu nehmen und in Zypern zu investieren? Die heute dort ansässigen Unternehmen werden ihr Geld abziehen – die Kapitalflusskontrollen können den Vorgang nur verlangsamen, nicht verhindern. Neues Geld wird nicht nachkommen. Die Steuereinnahmen werden immer mehr sinken, die Schulden- und Zinslast bleibt und wächst. Das Land wurde in dieser Woche endgültig wirtschaftlich zerstört.

Jetzt kann man meinen, wen interessiert schon Zypern? Ganz einfach: Hier geht es um die Signalwirkung an die Europäer – insbesondere die der Krisenländer. Die Botschaft, die hängen bleibt – und diese ist schnellstens zu korrigieren wenn ihr mich fragt, lautet: “Eure Bankeinlagen sind nicht sicher, denn es wird enteignet wenn es der Staat für nötig hält”. Ja sogar Renteneinlagen waren in Diskussion…!! Die zweite: “Wenn du einmal den Fehler gemacht hast und deine Kohle in einer Bank eines Krisenstaates gebunkert hast, kann es dir passieren, dass du keinen Zugriff mehr darauf haben wirst, weil jeglicher Kapitalfluss strengen Kontrollen unterlaufen wird im Ernstfall.” Nichts anderes als eine Kontopfändung ist das. Selbst der letzte Volldepp wird dafür sorgen, dass sein hart erarbeitetes Geld sicher angelegt ist und es von einer Krisenlandbank abziehen.

Na dann viel Erfolg bei der Wochenend-Knobelaufgabe, liebe Politik. Jetzt könnt ihr was für euer Geld tun.

 

 

9 Gedanken zu „Zu Zypern“

  1. Hi Lukas,

    der Dijsselbloem hat die Zypern-“Rettung” als Blaupause für weitere Länder dagestellt. Wenn jetzt nicht alle Vermögenden die Lage erkennen und ihr Geld aus der Süd-Peripherie abziehen, dann weiß ich es auch nicht. Es wird einen Bank-Run geben. Am Ende wird es den Euro zerreißen.

    Ivan

  2. Ach, ich bin sicher, Ivan: wenn wir in Rente sind wird es den Euro immer noch geben. Auch Die Euro Gemeinschaft. Vielleicht mit veränderter Konstellation und anderen Bedingungen, das war’s aber auch.
    @Klewe: Super interessanter Artikel! Zeigt dass unterm Strich wieder nur der kleine Mann die Zeche zahlen wird. Mich ärgert es, dass solche Länder aufgenommen werden und v.a. Dass die politischen Entscheidungsträger nicht in die Verantwortung gezogen werden für diese Entscheidungen

  3. Hallo! Ja, mittel- und langfristig ist das Land wohl wirklich am Ende. Alleine die Verschiebung der Bank-Öffnungen von Dienstag auf Donnerstag spricht Bände. Und ich sehe auch so, dass es jetzt vor allem um die Signalwirkung an die Europäer geht… Viele Grüße, Alex PS: Interessanter Blog!

  4. Das traurige an der Story ist, das die großen Player ( Casinos,Wettanbieter,russische Investoren). Das Geld schon monatelang vor dem großen Crash aus dem Land geholt hat….

Kommentare sind geschlossen.