Ein Blick auf 2014

 

Es geht wieder los, die Jahresprognosen kommen! Die Ansichten der großen Bankenhäuser hat schon einmal die renomierte US Zeitschrift Business Insider zusammengetragen. Im Schnitt gehen die Banken von einem Anstieg auf die Marken 1850-2000 im S&P aus. JP Morgan toppt sogar alle Prognosen mit 2075 Punkten. Wir können also getrost davon ausgehen, dass sich die Schusskurse dort nicht aufhalten werden. Immerhin. Ehrlich gesagt halte ich einen weiteren Anstieg von 15% für sehr ambitioniert, aber man hat schon Pferde kotzen sehen an der Börse… Hier der Artikel: http://www.businessinsider.com/wall-street-market-predictions-2014-2013-12

Der S&P ist nun das fünfte Jahr in Folge im Plus mit mehr als 5%. Es wäre in der Historie einmalig bislang wenn auch das sechste Jahr gelingen würde. Allein deshalb schon stehen die Chancen schlecht. Der Bullenmarkt dauert insgesamt schon länger als typische Bullenmärkte (derzeit 59 bei typischen 48 Monaten) und hat darüber hinaus auch die typischen Steigerungen überschritten. Weit mehr: Mit derzeit ca. 170% Steigerung seit 2009 gehört dieser Bulle bereits zu den vier stärksten der Geschichte!

Ist auch 2014 daher eine Steigerung um weitere 15% möglich wie die Banken es haben möchten? Möglich schon, aber sehr unwahrscheinlich, wenn ihr mich fragt. Es gibt einige erste mittelfristige und sehr ernst zu nehmende Warnsignale, auf die ich gleich zu sprechen kommen will. Vorher aber der der Chart zum Präsidentschaftszyklus (Wahlzyklus US) bei seasonal-Charts. Das kommende Jahr wäre “mid-term” und ist eher zum Ende hin leicht bullish mit insgesamt +3% ggü. Januar. Das Bild zeigt doch deutlich: Die meiste Zeit sollte es höchstens seitwärts gehen. Zusammenfassend würde ich daher eher sagen, dass sowohl zeitlich als auch preislich der Bullenmarkt aus historischen Gründen sehr bald enden sollte und es gibt wie gesagt gute erste Indikationen hierfür. Und – das noch kurz – sollte dieser Bulle auch in 2014 nicht unterbrochen werden, so werde ich wenigstens meinen Enkelkindern davon erzählen können ;-)

Ich muss dazu auch sagen, dass auch im letzten Jahr schon, im Ausblick auf 2013, meine Skepsis überwog. Was das Jahr dann mit sich brachte, wissen wir schon. Die Gründe, die ich nannte – ein vorherig gestiegenes Börsenjahr, waren da ähnlich. Heißt, dass es erneut belegt ist, dass ich das Glas eher halbleer als halbvoll sehe. Das ist bei mir so, diese Selbsterfahrung habe ich schon einige Male machen dürfen und sie wird sich sicherlich so schnell nicht ändern. Es muss also nichts heißen wenn meine Skepsis überwiegt.

Immerhin lag ich mit der Themenwahl halbwegs richtig (Griechenland, Portugal etc. interessierten wirklich niemanden in 2013) Es war wie vermutet die Budgetsituation der US Kommunen. Dieses Jahr will ich eine neue These aufstellen: Das Thema wird sein: Zinsanstieg! Und damit meine ich nicht den Leitzins.

Also, legen wir los. Hier ein Paar Charts. Erster wichtiger Hinweis für eine Zeitenwende – wie oben erwähnt: Die Zinsen steigen wieder! Hier die 10-Jährigen, die einen Trendbruch letzte Woche schafften.

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Auch der 30-Jährige scheint sein Bärenkostüm endgültig abgelegt. Die bullishe Bewegung ist aber weniger deutlich als beim 10er oben und befindet sich rein technisch betrachtet noch im Kanal. Ein 30-jahre dauernder Trend ist meiner Ansicht nach an seinem Ende angekommen. Historisch!

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Ein weiteres treibendes Thema könnte sein: Rohstoffe. Es wäre typisch für das Ende einer Bullenmarktphase. Haussierende Rohstoffmärkte sind Folge gut laufender Börsenjahre und damit guter Konjunktur. Letzte Woche konnte der Reuters CRB Index eine interessante Trendwende hinlegen. Das sollte sich bullish auswirken auf sämtliche Metalle, auch auf Öl. Ich erspare mir jetzt die Ausführungen zu den zeitlichen Verschiebungen von toppenden Aktienmärkten und den später (!!) toppenden Rohstoffmärkten. Wen es interessiert, der schaue sich Anleihen, Aktien, und Rohstoffe in 2007-2009 an.

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Ich würde auch drauf wetten wollen, dass es zwar höhere Highs geben wird an den Börsen, aber insgesamt sollte doch wieder eine deftige Korrektur kommen mit 15-20%. Ich tippe auf den Start der großen Topping-Phase des Bullenmarktes, die vielleicht auch länger dauert als ein Jahr. ähnlich wie 2000 oder 2007.

Anfangs hatte ich auch erwähnt, dass es bereits Divergenzen gibt der “inneren” Indikatoren des Marktes gibt. Der erste und deutlichste: NYA200R, der die im S&P500 gelisteten Aktien misst, die über ihren 200-Tage Schnitt-notieren. Trotz neuer Index-Highs nehmen die Aktien über 200er-MA ab, heißt die Stärke vom Markt wird von der Breite nicht mehr getragen sondern von überwiegend Einzelwerten. Dieser Chart ist für mich ein klares Alarmzeichen! Deutlicher geht es nicht.

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Der zweite Indikator: Die Zahl der 52-Wochen-Highs der New York Stock Exchange ($NYHGH, Mitte), die ebenfalls die neuen Tops im Dezember mit knapp 650 neuen highs im Vergleich zum Oktober (800) nicht mehr bestätigt:

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Es fehlt lediglich die Advance-Decline-Linie für das bärische Gesamtbild. Aber im Unterschied zu den beiden oberen Top-Indikatoren konnten die neuen Hochs bestätigt werden:

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Das war in 2011 sehr ähnlich und führte trotzdem zu einer 20% Korrektur. Heißt aber auch, dass es kein echtes Top mit Überleitung zu einem Bärenmarkt sein sollte nach Klassik. Daher kommt auch meine eher weiche Jahresprognose, auch wenn innerlich der Bär schon tobt. Für einen Bärenmarkt fehlen einfach so gut wie alle fundamentalen Argumente. Zumindest sehe ich sie nicht. Also nochmal, Fazit:

Seitwärtsmarkt mit großer Korrektur und sehr guten Tradingchancen für Rohstoffe. Rein historisch betrachtet verdienen die Märkte nun die Kennzeichnung “teuer”. Das beste Bemessungsmodell kommt hierzu vom Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller. (Bildquelle: stawealth.com)

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Auf ein besseres 2014!