Trade-Analyse

Der Dezember ist gestartet und bevor ich einen Ausblick darauf gebe (im nächsten Beitrag), glaube ich, dass es langsam an der Zeit ist zurückzublicken auf die durchlebten Börsenmonate diesen Jahres.

Es ist ein Rückblick voller Zorn irgendwie. Auch wenn ich das vierte Jahr in Folge im Plus lande (es sei denn die Bank geht pleite), bin ich angesichts der begangenen Fehler höchst unzufrieden. Insbesondere wenn ich mir den letzten DAX Swing-Trade anschaue, den ich im Oktober/November tätigte. Neben einen Drawdown von gut 800 Punkten gegen mich, blieben 50 Punkte für mich brutto, mit Abzug von Slippage/Spread bin ich eignentlich nur pari raus. Hier der Trade:

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Ein Trade, der mich nachdenklich macht. Aber der Reihe nach. Zunächst einmal gilt das daily business: Hausaufgaben, d.h. Fehleranalyse und Lessons-learnt. Es muss als erstes festgehalten werden, dass ich den Einstieg zum Großteil nach Regeln begangen habe, auch wenn nicht zu 100%, denn das Signal zum Kauf war noch nicht bestätigt vorhanden. Allerdings zeichnete sich ab, dass es am 6.10. getriggert würde. Hinweise für Long bekam ich von der 9.200er Marke die in den Monaten davor wichtige Hürde war und nach mehreren Versuchen auch diesmal hielt. Der US Markt hat am Tag davo mächtig vorgelegt, alles prima. Naja, das Handelssignal welches am besagten Tag kommen sollte a wurde nicht abgewartet und ich kaufte -um früh dran zu sein- vor Börseneröffnung zwischen 8 und 9 Uhr und zwar, wie sich später herausstellen sollte am Tageshöchstpunkt und auch am Höchstpunkt einer Mini-Korrektur im aktiven, dicken Bärentrend.

Der Markt ist gnadenlos bei Ungeduld. Der ein oder andere von Euch wird es sicherlich auch kennen. Hätte ich einfach wie gewohnt auf meine Handelszeit gegen 19 Uhr gewartet wäre alles schoko.

Immerhin habe ich gelernt wie die Tradingumsetzung bei Lang&Schwarz funktioniert und wie man sie umgehen kann. Nun mein Wiki ist recht klein, aber scheinbar nicht mehr klein genug. Ich kann Trades mit voller Positionsgröße scheinbar nur noch während der Haupttageszeiten durchführen. Vermutlich sitzt auf der anderen Seite ein Mensch und keine Maschine, der meine Aktionen deckt. Das heißt an einem einfachen Beispiel: Ich kann nicht 100% des Depots mit einer Position kaufen oder verkaufen außerhalb der Hauptgeschäftszeiten. Bei Preisanfrage kommt eine Fehlermeldung, dass meine Order nicht plaziert werden kann. Wenn ich die Position aber stückele wie in dem Fall 10 mal 10% kann ich aber wie ich will auf- und abbauen. Das ist für mich wichig zu wissen wenn es mal eng und hektisch wird da draußen…

Also, back to topic: Lehere daraus für den Kauf: Warte das Signal ab, d.h. die Bestätigung des Signals und handle nicht die Indikation. Ich würde heute am selben Tag genau so nach Longs suchen, der S&P hatte zuvor eine riesen Rallye von 1925 auf 1967 Punkte hingelegt, der CPC war bei 1,3 – alles Rebound-Signale. Der DAX kam vorbörslich sehr hoch und alles sprach dafür, dass er die Vortagsrallye des US Marktes bestäigt. Nur tat er eben genau das Gegenteil…!

Es schrillte sofort Alarm. Hier stimmte was nicht. Nicht nur das. Am Tag darauf wurden die 9.200 gebrochen sogar mit Gap Down. Ich war mehr als 200 Punkte hinten. Eigentlich sind -200 Punkte mein Stopp, doch da war die 9.000er Marke und die sämtliche Markttechnik-Signale schrien: ÜBERVERKAUFT. So kam es zum größten Fehler aller Fehler: Ich nahm den Stopp raus, weil 1. ich aus Erfahrung wusste, dass ich die Position mit Gewinn verkaufen werde auch wenn ich sie aussitzen muss (hat sich auch noch bestätigt..!) und weil 2. ich die 9.000 für so unfehlbar hielt, in Kombination mit der Stärke aus dem US-Markt, dass ich erst das Verhalten an der 9.000 Marke für eine finale Entscheidung bewerten wollte.

So kam es dann auch. Am Mittwoch kam der Test der 9.000. Allerdings mit Unterschreitung und mit Schluss knapp unter 9.000. Es war eine kleine Kerze, d.h. es gab Einigkeit zwischen Käufern und Verkäufern, was positiv war. Der Donnerstag darauf war dann grün, was für mich bedeutete: “Geiler Hecht! Hast Recht gehabt, jetzt einfach nur abwarten, laufen lassen auf den Limit Exit konzentrieren.”

Richtig wäre spätestens hier gewesen: Wenn man schon so viel falsch gemacht hat, spätestens hier den Stopp knapp unter 9.000 Punkte legen (etwas unter das lowest low vom Vortag). Nun, viele viele Trader da draußen haben das gemacht, denn am Freitag darauf fielen eben genau diese Stopps, der Tag schloss mit mehr als 220 Punkten Verlust blutrot und ich war plötzlich wie ein völliger Anfänger im Trading Passagier meiner Position. Nicht nur dass ich den folgenden Ritt abwärts dann nicht mitmachen konnte auf der short-Seite – nicht mal flat war ich. Ich war mit voller Breitseite long dabei und so weit hinten, dass ich nur noch Zuschauer sein konnte. Man sitzt wie gelähmt vorm Bildschirm und beobachtet.

Das ist bitter. Es ist umso erstaunlicher, dass mir das nochmal wiederfahren konnte, denn eigentlich zählte ich mich lang nicht mehr zu den Amateuren und ich habe dieses Fehler in der Vergangenheit wie wir alle begangen aber intensiv meine Schlüsse bereits daraus gezogen und lange lange Zeit, diesen als “abgehakt” betrachtet.

Gut oder schlecht. Letzten Endes schloss die Position wie die Erfahrung lehrte im Gewinn. Ob aus Erfahrung oder Glück ist am Ende des Tages wurscht, denn eines bleibt hängen:

Es zeigt mir, dass sich auch vermeidlich erfahrene Anleger bei Nichteinhaltung der Basis-Regeln ins Aus schießen können. Es gibt viele Beispiele von Tradern da draußen, die über Jahre kontinuierlich Gewinne abwarfen und dann ein Monster-Vermögen mit einem Trade vor die Wand fahren. Ich denke da nur an Paul Johnson im Frühjahr. Daher ist folgende Basis-Regel vor wirklich jedem Trade zu prüfen.

Beantworte die Frage zur kommenden Position: Wann liegst du falsch und musst schließen? Wieviel riskierst du dabei?

Klingt banal oder? Meine Herangehensweise war: “So viele Signale schreien long. Bis zu welcher Marke wird die Long-Position wohl laufen?” An ein anderes Szenario als long habe ich da gar nicht mehr gedacht. Unglaublich rückblickend betrachtet.

Es ist so unendlich wichtig sich bei Einstieg in eine neue Position das “was wäre wenn es doch anders kommt” zu beantworten und sich dabei sowohl die Kosten als auch den Zeitpunkt wann man die Reissleine zieht zu vergegenwärtigen. So bleiben die Verluste klein, der Kopf frei und der Schmerz minimal. Wenn man Verlustpositionen nach vorher festgelegten Ausstiegen glatt stellt tut sie nicht wirklich weh.

Ein geringer Drawdown verrät wirklich einiges über die Qualität im Trading. Genug geschrieben. Morgen gehts weiter mit dem Exit, auch der war hier folglich miserabel…