Die Krake Paul in der Hindenburg

Ich muss in den letzten Tagen in verschiedensten Foren und Blogs so häufig vom Hindenburg-Omen lesen, dass es mich langsam wirklich nervt. “Hilfe, hilfe oh Gott oh Gott ein Crash kommt.” “Warum?” “Keine Ahnung, sagt die Krake Paul, die in der Hindenburg sitzt. Die irrt nie!”

Naja, was Fußball angeht, sollte man der Krake das Fachwissen nicht abstreiten:

(Sorry an unsere Schalker Freunde… ;))

Doch genug des Unsinns, wir sollten ernster werden.

Warum reden alle vom H-Omen und warum ziehen nahezu alle Holzköppe die falschen Schlüsse daraus? Ich sage es euch. Sie verstehen nicht welche Ideen und Gedanken der Erfinder Jim Miekka verfolgte, sie machen sich auch keine Mühen es verstehen zu wollen. Schießlich kommt der Crash und da sollte man sicherheitshalber eine Warnung rausschicken, damit man sich später darauf beziehen kann. Gehen wir es mal ernst an und schauen wir in die Details. Was braucht es zur Triggerung?

  1. Der 10-Wochen MA der NYSE soll steigen -> das war offensichtlich die Definition des Erfinders für einen übergeordneten Uptrend, CHECK
  2. Der McClelan Oszi soll neg. sein -> bedeutet nichts anderes als dass zum Tag des Auftretens mehr Aktien an der NYSE negativ tendieren im Vergleich zu den positiv Tendierenden. CHECK. Heißt: Übergeordneter Uptrend aber kurzfristiger Abwärtsdruck, verstanden.
  3. Die Zahl der neuen 52-Wochen-Hochs darf nicht mehr als zweimal so groß sein wie die Zahl der neuen 52-Wochen-Tiefs. Umgekehrt ist es in Ordnung. -> CHECK. Interessant. Diese Bedingung soll sehr wahrscheinlich sicher stellen, dass es ein Gleichgewicht zwischen Bullen und Bären gibt. Besser gesagt, Langfristinvestoren (long) und kurzfristig orientierten shorties: Erstes aha!
  4. Die tägliche Zahl der neuen 52-Wochen-Hochs und der neuen 52-Wochen-Tiefs an der NYSE müssen sich beide oberhalb von 2,2% der an dem Tag an der NYSE gehandelten Werte befinden. -> CHECK und 2.tes aha! Dies soll nichts anderes sein als der weitere Beweis für das Ringen der Langfrist-Bullen gegen kurzfrist-Bären um die weitere Richtung!

Fassen wir zusammen: Es lassen sich zunächst einmal folgende Rückschlüsse ziehen:

  • Der Erfinder sucht eine Patt-Situation im Markt
  • Der Erfinder sucht sehr wahrscheinlich das Ende von langen Trends
  • Er sucht kurzfristige Vorteile der Bären (McClellan! sowie Wochentiefs dürfen höher sein!)

Warum macht er das? Ganz einfach. Er will dass eine Seite aufgibt. Er bevorzugt, dass die Bullen aufgeben und “Market” verkaufen bzw. Stopp-Loss greifen. Das führt – unter der Voraussetzung, dass sehr viele das gleichzeitig wollen, auf zu wenig Kaufinteresse und einen raschen Kursverfall. Bildlich kann man sich das wie eine Menge vorstellen, die durch die selbe Tür den Tanzsaal verlassen will.

Bedeutet das Hindenburg-Omen also einen herannahenden Crash? Nein und nochmals nein! Es deutet auf eine Richtungsentscheidung beim Tauziehen um steigende und fallende Kurse, nicht mehr und nicht weniger. Das Ergebnis des Tauziehens bleibt offen!!

Ich bin übrigens bei der Recherche, was Punkt 4 (Highs und Lows sind gleichzeitig relativ häufig) auf einen interessanten Indikator gestoßen. Ich glaube, dieses Indiz ist auch die Grundlage der Ideen des Erfinders des H-Omens: High-Low-Logical-Index heißt er und bekommt demnächst ein Posting hier spendiert.
Sobald highs und lows ansteigen und über dem Durchschnitt liegen, steigt der high-low-logical Index an.

Der Grund ist einfach – es ist “unlogisch” dass sowohl highs und lows ansteigen und deutet, wie schon oben angeführt, auf einen unausgeglichenen Markt, auf ich nenne es “Defektes Intermarket-Gefüge” oder einfacher: innere Verschiebungen. Manche vermuten Distribution. Warum? Keine Ahnung, wahrscheinlich weil es ein Fachbegriff ist und es wohl von Sachverstand anmutet wenn man ihn verwendet ;) Distribution ist natürlich quatsch! 

Muss ein H-Omen also zu einem Crash führen? Nein, es kann zwar wenn die Bullen aufgeben aber wenn nicht kommt sowas dabei raus: (an den weiteren Verlauf in 2007 könnt ihr euch auch sicherlich erinnern)

Quelle: wellenreiter-invest.de

Einen schönen Sonntag noch und denkt daran alles zu hinterfragen was unbedarfte Börenlinge und Schlangenbeschwörer auf ihrer Flöte gerade aufgelegt haben ;-)

Ein Gedanke zu „Die Krake Paul in der Hindenburg“

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