2022 im Rückspiegel

Am Ende steht eine rote Zahl. Minus 13,7% Jahresperformance. Das will ich zunächst einmal festhalten. Die rote Zahl bedeutet negative Performance und negative Performance bedeutet, es wäre schlicht und einfach besser gewesen nichts zu tun. Das ist ein Fakt. Da gibt es nichts schön zu reden und deshalb kann und will ich nicht zufrieden sein. Aber…

Die Summe der positiven Details überwiegt und daher bin ich nicht unglücklich über 2022 und am Ende doch sehr dankbar für das Jahr, das mich einige Schritte voran gebracht hat. Gelernt habe ich:

  • Kriterien für das Marktumfeld zu entwickeln und zu berücksichtigen
  • Scanner für Aktieneinstiege mit geringem Risiko zu entwickeln
  • Marktbedingungen für Outperformace objektiv zu messen und mein Handel darauf auszurichten

Diese Themen sind in mein Werkzeugkoffer gewandert und haben das Potential für Performance bei besseren Märkten. Aber es muss angewandt werden und es braucht weiterhin Konstanz – tägliche Arbeit und Nähe zum Geschehen oder anders gesagt, Disziplin.

Ein Blick auf die Performance im Vergleich zum Referenzmarkt NASDAQ zeigt, dass ich mich durchaus ordentlich aus der Affäre schlagen konnte:

Generell denke ich, dass jeder, der sein Niveau über das Jahr halbwegs halten konnte, sich selbst gratulieren darf. In diesem Markt ist jeder gut, der überleben konnte, der seine Verluste begrenzen konnte oder der es geschafft hat einfach in Cash zu sitzen und nichts zu tun und darf sich glücklich schätzen gut vorbereitet zu sein für den nächsten Bullenmarkt.

Wer bei fallenden Kursen nachgekauft hat, weil es bisher immer funktionierte, sitzt auf horrenden Verlusten. Wir dürfen nicht vergessen, dass ein Index auch nur “glättet” und dass er ständigen Anpassungen an der Gewichtung der Werte unterliegt und daher auch in schlechten Zeiten tendenziell outperformt.

Das zeigt der Blick sowohl auf die Big-Caps als auch auf die einstigen Superstars aus dem 2020/21 Bullenmarkt. Es sind zum großen Teil nur noch reine Horrorwerte. Carvana -99%, Peleton -95%, BYND -95%, Coinbase -92%, TelaDoc -92%, LMND -92%, SNAP -90%, Zoom -89%. Wie immer hat der Bärenmarkt auch die Treiber des letzten Bullenmarktes fast ausnahmslos begraben. FAANG ist Geschichte. FB -64%, APPL -27%, AMZN -49%, NFLX -51%, GOOG -38%, MSFT -28%, TSLA -65%.

Und, auch wichtig und auch da darf sich jeder auf die Schulter klopfen, der sich aus dem ganzen Coin-Schrott rausgehalten hat, auch da wurde mit der Leitzinsanhebung die Luft rausgelassen und dem ein oder anderen Schneeballsystem ein Ende gesetzt.

Was kommt nächstes Jahr? Ich weiß es nicht. Keiner weiß es. Die Wahrscheinlichkeit für eine Rallye ist vielleicht höher als die für einen weiteren scharfen Fall, aber auch das ist nur reine Vermutung und daher völlig irrelevant für den Handel. Die Faktenlage besagt, dass es sich bislang um einen eher durchschnittlichen Bärenmarkt handelt was zumindest die neg. Performance betrifft. Zeitlich und auch performancemäßig betrachtet, gibt es noch deutlich mehr Raum für mehr. Siehe Bärenmarkt 1968, 1973, 1980, 2000, 2007. Verglichen mit diesen Märkten, hätten wir immerhin schon grob die Hälfte hinter uns gebracht. Aber hilft nix, es heißt weiter aufmerksam bleiben, diagnostizieren wie ein Arzt und nicht prognostizieren wie ein Meteorologe.

In 2023 wird es für mich weiter darum gehen die Trading-Kompetenz weiter voran zu bringen. Die Werkzeugkiste weiter zu füllen und den Umgang mit den schon vorhandenen Werkzeugen weiter zu verfeinern. Kompetenz ist mein Fokus. Leidenschaft ist meine Stärke, aber ohne herausragender Kompetenz nichts wert. Meine Outperformance gegenüber den Märkten zeigt, dass ein ordentliches Niveau erreicht werden konnte und gerade der Dezember, an dem ich überwiegend in Cash war und so die nächste 12% Rutsche an den Märkten vermeiden konnte, zeigt, dass der nächste Schritt vollzogen werden konnte.

Die nächsten Tage und Wochen verbringe ich damit mein Journal zu studieren, die Fehler herauszuarbeiten und Maßnahmen zu erarbeiten. Stichwort Kompetenz aufbauen. Gutes 2023 Euch allen!