“Die Börse reagierte freundlich…”

Bevor ich direkt auf das Marktgeschehen eingehe, möchte ich einige Worte den aktuell mit dem Marktgeschehen direkt verknüpften psychologischen Randbedingungen widmen. Denn – es wird eine Menge Käse verbreitet aktuell. Viel schlimmer noch. Es gibt Leute, die nicht verstehen.

“Die Börse reagiert freundlich auf die Bombardierung des Irak”. So oder so ähnlich hieß es beim Ausbruch des letzten Irak Krieges in irgend einer Zeitung. Dieser Satz sagt viel mehr aus über die menschlichen Fehlschlüsse im Bezug auf Börsenhandel als man glauben könnte. Ich musste beim Lesen in Börsenblogs und -foren der vergangenen Tage gleich mehrfach an diese auf den ersten Blick völlig abstruse Formulierung denken.

Die Leute wundern sich wie es sein kann, dass die Kurse am Freitag stiegen, weil doch die USA anfangen IS-Truppen zu bombardieren. Vorher wunderten sie sich übrigens im gleichen Maße, weshalb die Börsen fielen weil sie doch ihre Unternehmensanaylsen so akribisch ausarbeiteten und zum Schluss kamen, dass das Unternehmen für die nächsten 20 Jahre top aufgestellt ist.

Diese Leute haben ein ernstes Problem an den Börsen zu überleben. Es gibt keine logische Verknüpfung zwischen Ereignis A und Reaktion B an den Märkten. Niemand weiß, welche Faktoren die hunderttausend in der Minute stattfindenden durchgeführten Tauschgeschäfte zwischen Käfern und Verkäufern beeinflussen. Speziell der Krieg im Irak (neg. Ereignis) lässt sich schwer verstehen mit der positiven Börsenkursveränderung. Eigentlich, und mit etwas Abstand betrachtet zwei völlig voneinander unabhängige Ereignisse. Allerdings wirken sie zum gleichen Zeitpunkt auf den Menschen ein und führt zu kompletten Fehlschlüssen. Der Experte stuft das vermutlich in die Kategorie der kognitiven Verzerrungen. Der englische Ausdruck “bias” ist hierfür ganz treffend.

Ich kann jedem da draußen nur raten keine solchen Schlussfolgerungen an den Märkten ziehen zu wollen. Es gibt sie nicht, die mathematisch-logischen “wenn – dann Beziehungen” an den Märkten. Entscheidungen werden von hundert Tausenden von Menschen und Computern getroffen und es ist völlig unmöglich zu erahnen oder gar zu wissen welche Einflußparameter gerade eine Rolle spielen. Wenn man aber erzogen wurde, dass sich ein Ergebnis sofort einstellen muss nachdem eine Aktion ausgeführt wurde, wird man Schwierigkeiten bekommen.

Die Börse ist eigentlich nur ein Elefant auf dem man sich setzen kann und auf die Reise des Elefanten mitgenommen werden kann. Man kann entscheiden ob und wann man sich aufsetzt, auch wann man wieder absteigt. Aber den Weg, die Reisegeschwindigkeit und alles andere bestimmt der Elefant. An einem schlechten Tag lässt er sich ablenken und stoppt wenn eine Katze über den Weg läuft, an einem anderen Tag geht er einfach weiter.

Ich halte das Verständlich des eigenen Rollenbildes für eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen, die ein erfolgreicher Trader mit sich bringen muss. Nur so beginnt man zu verstehen, dass man trotz aller Vorleistungen nie 100% treffen kann und fängt an dem Risikomanagement den notwendigen Schwerpunkt zu verpassen.

Marktkommentar

Übrigens haben die selben Leute dann Probleme Charttechnik zu verstehen. Sie verteufeln Methode A und preisen ihre eigene Methode B. Oft sind es Ritter der Fundamentalanalyse (weiß Gott möchte ich die Fundamentalanalyse nicht abwerten!!). Das psychisches Grundkostüm dieser Ritter wird in Bärenmärkten oft auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Aktuell sehe ich genau diese Leute da draußen die hilfesuchend in Foren posten. Es lief ja jahrelang gut…

Wie auch immer. Ich möchte Euch kurz zeigen welche Gegebenheiten mich veranlasst haben die shorts zu schmeißen und in longs zu hüpfen:

1. Vergangenen Freitag fand ich diese nette Schlagzeile in der online Ausgabe der Bild. Es ist Panik angesagt..!

bloedQuelle: screenshot von bild.de

2. der Trin (bekannt auch als Arm-Index) war über 2, was in der Vergangenheit vorzügliche Treffer auf ein Low lieferte.

trin_indik

3. Der DAX startete mit einem Gap-Down. Technisch ein “Exhaustion-Gap”, eine Erschöpfungslücke. Denn sie wurde aufgekauft. Die Leute schmissen über Nacht ihre Positionen. Unlimitierte Verkaufsorders oder Stoppauslösungen führen in den ersten Minuten des Handels zu einer tieferen Eröffnung des Handels auf die Profis nur warten und die billigen Aktien gern entgegen nehmen.

dax_wochenendstand

4. Der DowJones ist am MA200 angekommen und dieser wird wie im Oktober letzten und Februaru diesen Jahres respektiert.

indu_ma200_support

Es gibt noch einige mehr aber das soll es erst einmal von mir gewesen sein.

Gutes Wochenende noch!

Lukas

2 Gedanken zu „“Die Börse reagierte freundlich…”“

  1. Hi Lukas,

    wie schätzt du die Lage ein ? Ich könnte mir vorstellen, dass Draghi bald um die Ecke kommt und Euro-QE einführt. Dann könnten die Amis auch noch ne Weile davon provitieren – jeder ist mal dran. Andererseits sterben Bullenmärkte genau dann, wenn jeder felsenfest der Meinung ist, daß der Markt nicht mehr im Stande ist, nach unten abrutschen…

    Ivan

  2. Hallo Ivan. Die Antwort auf deine Fragen sind im neuen Martkommentar. Rein technisch begründet zumindest. Das Gerede um Draghi ist meiner Meinung nach nicht relevant.

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