EZB, Griechen und die Märkte

Wohin steuern die Märkte? Lang ist es her, dass die Märkte so volatil und unsicher waren und nicht nur deshalb so schierig zu bewerten sind. Bevor ich hierzu ein Paar Worte – speziell zum längerfristigen Ausblick – gebe, einige Sätze zum akutellen politischen Geschehen, welches unbedingt beachtet werden muss.

Zunächst einmal glaube ich, dass die Griechenland-Wahl mit einem sehr wahrscheinlichen Sieg der Linken höchstens für eine Unterbrechung der Rallye sorgen wird aber keinesfalls für ein Ende. Warum? Es gibt Geld der Zentralbanken, und das will investiert werden. Heißt in anderen Worten, langfristig setzen sich Fundamentaldaten durch und diese werden durch einen linken Sieg mit eventuellen Folgen für den Euro nicht unmittelbar betroffen.

Der Euro ist sowieso schon im freien Fall. Er wird durch Griechenland vielleicht mehr in den Fokus der Medien rücken in den nächsten Wochen. Irgendwann wird der Euro pari laufen gegen den Dollar und mein Bauchgefühl sagt mir, dass es erst ab dann eine psychologische Auswirkung auf die Märkte geben wird. Heißt: Erst ab dann wird es die Rallye beenden. Viele Unternehmen, die exportieren, werden die Auswirkungen auf Ihr Geschäft spüren – es sei denn die hedgen – und das tun mittelständische Unternehmen nur selten. Sie werden es am meisten spüren.

Die akutellen Ungereimtheiten im “Währungskrieg” zeigt am schönsten der sg. BigMacIndex, des Economist. Er zeigt anschaulich wieviel man für das selbe Produkt – den BigMac vom Restaurant “Zur Goldenen Möwe” ;-) ausgeben muss. Starke und schwache Währungen werden sofort sichtbar, oder genauer: Die Kapitalflüsse -> http://www.economist.com/content/big-mac-index.

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Bildquelle: economist.com

Schon verrückt, dass die ganze Welt ihr Geld in der Schweiz oder in Norwegen retten will. Viel verrückter jedoch, dass diese so wirtschaftlich unbedeutenden Länder nichts mit dem Geld anfangen wollen. Im Gegenteil. Die Schweiz hat sich gute 2 Jahre dagegen gewehrt mit Geld überschüttet zu werden und stattdessen die eigenen Wärungsreserven aus dem Fenster geschmissen anstatt das Geld zu investieren.

Zur EZB

Bzgl. der EZB Entscheidung vom letzten Donnerstag müssen natürlich auch 2-3 Sätze verloren werden. Zu den Auswirkungen auf die Börsen , zumindest den kurz- oder mittelfristigen Prognosen, muss man nach der direkten Reaktion seit der Verkündung des Aufkaufprogramms denke ich nicht mehr viel sagen. Ich denke wir sehen trotz des extrem kräftigen, schon 3 Jahre anhaltenden Anstiegs seit 2011 eine weitere Fortsetzung der Rallye und zwar bis Ende des Aufkaufprogramms im September 2016. Natürlich wird es Korrekturen geben, aber die große Richtung bleibt. Es ist das Marktumfeld des billigen Geldes und ein Teil davon wird natürlich auch in Aktienmärkte fließen. Bären werden es schwer haben.

Bis Ende 2016 sollte der Bullenmarkt jedenfalls noch laufen meiner bescheidenen Ansicht nach. Zumindest nach den Erfahrungen FED-Entscheidungen und den daraus resultirenden Auswirkungen als Vorbild. Ökonomisch oder langfristig gesehen aber ist der Entscheid eine Katastrophe und wird Europa zu einem zweiten Japan machen, denn Draghi hat seine lockere Geldpolitik nicht an Reformen geknüpft was ich für einen riesengroßen Fehler halte. So darf jeder schlecht wirtschaftende Staat weiter schlecht wirtschaften, wird im Unterschied zu früher für seine Fehler nicht mit hohen Zins abgestraft sondern bekommt trotzdem sein Geld, welches er verbrennt, zu viel zu günstigen Konditionen. Außer Schuldenwachstum wird dabei wenig raus kommen, denn schmerzhafte Reformen wird es ohne den Druck von außen jedenfalls nie geben. Politiker wollen wieder gewählt werden.

D.h. Banken werden das günstige Geld weiter in Bonds stecken, denn die sind sicher. Banken werden immer Bonds realwirtschaftlichen Investitionen vorziehen – weil Bonds mit der EZB im Rücken risikoärmer sind. Das Geld fließt also nicht dahin wo es hin müsste. Dafür sind europäische Banken nun “strong buy”!

Marktausblick

Letzten Freitag zeigte sich in der letzten Handelsstunde des US-Marktes, dass die Wahl in Griechenland eine gewisse kurzfristige Bedeutung hat. Es gab in der letzten Handelsstunde eine größere Abwärtsbewegung. Marktteilnehmer wollten nicht mit Longs ins Wochenende und verkauften. Der Montag sollte bei einem Sieg der Linken in Griechenland mit einem Gap Down starten und es wird sich dann zeigen müssen ob es zu einem weiteren Abverkauf kommt oder ob der Markt Stärke hat. Was also zählt sind Unterstützungspunkte /-bereiche. Diese zu beobachten und zu schauen welche von Bullen genutzt werden, wird meine Aufgabe sein in der nächsten Woche.

Im großen Bild sehe ich die Bull-Bear Marke bei 9.700 Punkten im DAX. Das 50% Retracement der starken Aufwärtsbewetung seit dem EZB Entscheid liegt bei etwa 10.040 Punkten. Praktischer weise liegen bei beiden Marken alte Hochs, d.h. die Unterstützungen dort müssten wichtig sein (gelbe Linien im Chart).

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Es ist also reichlich Luft nach unten ohne dass es Einfluss auf das bullishe Gesamtbild hat. In anderen Worten: Das CRV für Longs ist nicht mehr gut. Es braucht eine Korrektur bis ich mich wieder in longs wohl fühle. Soll man die Korrektur dann shorten? Nein, im oberen Bollinger-Bereich shorte ich nicht mit meinem großen Depot. Short gehen für mich höchstens im Intradayhandel. Mittelfrstig ist jeder Kurs oberhalb von 9.700 aber okay aus Bullensicht, nur darunter werde ich weider sehr longs meiden. Bei Kursen oberhalb des oberen Bolligers im Wochenchart (!) und einem Risiko von gut 900 Punken, halte ich aber wie gesagt Longs aktuell für nicht mehr attraktiv. Daher bin ich flat. Schön wäre es wenn es bis 10.050 zurück käme..!

Ich bin auch bullish solang dieses Muster des S&P500 Gültigkeit hat (d.h. solange die Kurse oberhalb vom MA100 / 150 sind:

muster

 

Gute Woche!